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PFAS bzw. per- und polyfluorierten Alkylverbindungen zählen zu den «Ewigkeitschemikalen», weil sie in der Umwelt kaum abbaubar sind. Zudem weiss man, dass einige PFAS gesundheitsschädliche Wirkungen zeigen.

Für gegen 5'000 PFAS existieren CAS-Registierungsnummern. Und Schätzungen zufolge könnte die PFAS-Familie insgesamt bis zu 10'000 Substanzen umfassen. Wieviele davon tatsächlich in Gebrauch sind, ist nicht bekannt. [#W3.0]

 

Dass PFAS seit über einem halben Jahrhundert umfangreich eingesetzt werden, hängt der ausserordentlichen Kombination an Eigenschaften zusammen. Sie sind fett-, schmutz- und wasserabweisend sowie thermisch und chemisch stabil.

PFAS-Anwendungen

Laut dem Bundesamt für Umwelt BAFU können in folgenden Produkten PFAS enthalten sein [#PFAS-BAFU]:

Chemie

PFAS sind synthetisch hergestellte Organofluorverbindungen bei denen die Wasserstoffatome der Kohlenstoffkette ganz oder teilweise durch Fluoratome ersetzt sind. Dadurch entsteht eine besonders stabile chemische Struktur – vor allem aufgrund der starken Bindung zwischen Kohlenstoff und Fluor. 

 

Die PFAS unterscheiden sich in der Länge ihrer Kohlenstoffketten und in ihren funktionellen Gruppen und werden in folgende Gruppen eingeteilt (keine abschliessende Liste) [#EPA]:

 

PFAS     

Nichtpolymere    
 

Perfluorierte Alkylverbindungen  
  

Perfluoralkylsäuren PFAA

 
   

Perfluorcarbonsäuren PFCA

Perfluorsulfonsäuren PFSA

 Perfluorphosphons. PFPA

  

Perfluoralkylethersäuren PFEA 
   

Perfluoralkylethercarbonsäuren PFECA

Perfluoralkylethersulfonsäuren PFESA

 

Polyfluorierte Alkylverbindungen  
  

Fluortelomere 
   

Fluortelomercarbonsäuren FTCA

Fluortelomersulfonsäuren FTSA

Fluortelomeralkohole FTOH

  

Perfluoralkansulfonamidoverbindungen 
   

Perfluoralkansulfonamide FASA

Perfluoralkansulfonamidoethanole FASE

Perfluoralkansulfonamidoessigsäuren FASAA

Polymere    
 

Fluorpolymere

Perfluorether PFPE

Seitenketten-fluorierte Polymere

  
      
Legende     
FamilieKlasseUnterklasseGruppeUntergruppe 

Die vier Verbindungen PFOS (Perfluoroctansulfonsäure), PFOA (Perfluoroctansäure), PFNA (Perfluornonansäure) und PFHxS (Perfluorhexansulfonsäure) gelten als besonders relevant, weil sie weltweit am häufigsten nachgewiesen werden, auch in entlegenen Regionen wie der Arktis. Sie sind gut untersucht und stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. [#EFSA]

Eintrag in die Umwelt

PFAS können auf unterschiedlichen Wegen in die Umwelt gelangen – etwa bei industriellen Herstellungs- und Verarbeitungsprozessen, beim Einsatz PFAS-haltiger Feuerlöschmittel oder über das Abwasser aus Haushalten und Gewerbe. Auch bei der Entsorgung von PFAS-belasteten Materialien sowie über Deponien und Kläranlagen werden die Substanzen freigesetzt. Weitere Eintragsquellen sind Verbraucherprodukte und landwirtschaftliche Anwendungen. Ihre Stabilität macht sie gegenüber natürlichen Abbauprozessen wie UV-Strahlung, Zersetzung durch Mikroorganismen oder anderen Umwelteinflüssen nahezu resistent. Sobald sie in die Umwelt gelangen, bleiben sie dort über lange Zeiträume erhalten. Weltweit lassen sich Rückstände in Gewässern, Böden, Pflanzen und Tieren nachweisen – und damit gelangen sie potenziell auch in die menschliche Nahrungskette. [#BfRFAQ]

 

Verweis auf: https://foreverpollution.eu/map/ ?

Abbildung aus [#Schwpt]. PFAS befinden sich nahezu überall in der Umwelt.

TOXIKOLOGIE

Der menschliche Körper nimmt PFAS hauptsächlich über die Nahrung und das Trinkwasser auf. Anschliessend werden sie entweder unverändert ausgeschieden oder in andere, ebenfalls schwer abbaubare Stoffe umgewandelt. Kurzkettige PFAS verlassen den Körper meist relativ rasch über den Urin, während langkettige Moleküle über Jahre hinweg im Körper verbleiben und sich dort anreichern können. [#Kinetik]

Epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass bestimmte PFAS-Konzentrationen im Blutserum mit potenziell gesundheitlich bedeutsamen Veränderungen in Verbindung stehen. Besonders intensiv werden PFOS, PFOA, PFNA und PFHxS untersucht, da sie zu den bisher am häufigsten eingesetzten PFAS zählen und als stabile Endprodukte anderer Vorläuferverbindungen auftreten. Bei erhöhten Blutwerten dieser PFAS wurden bei Kindern geringere Antikörperkonzentrationen nach Impfungen festgestellt. Zudem traten höhere Cholesterinspiegel, niedrigere Geburtsgewichte und erhöhte Leberenzymwerte auf. In Tierversuchen zeigten sie negative Effekte auf Leber, Immunsystem, Schilddrüsenhormone, Fettstoffwechsel sowie mögliche entwicklungstoxische und krebserzeugende Wirkungen. [#BfRFAQ]. In einer schweizweiten Studie waren PFOS, PFOA und PFHxS für 88% der PFAS-Belastung im menschlichen Blutserum verantwortlich. Die hierbei gemessenen PFAS-Werte bewegen sich im internationalen Vergleich auf ähnlichem Niveau [#Swiss].

Ein zentraler gesundheitsbezogener Richtwert ist die sogenannte tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (englisch: Tolerable Weekly Intake, TWI). Sie beschreibt jene Substanzmenge, die (pro Kilogramm Körpergewicht) wöchentlich und lebenslang aufgenommen werden kann, ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten. In ihrer Bewertung von September 2020 legte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) einen TWI-Wert von 4.4 Nanogramm (ng) pro Kilogramm (kg) Körpergewicht und Woche für die Summe aus vier PFAS – PFOA, PFNA, PFHxS und PFOS – fest. Gemäss Berechnungen liegt die durchschnittliche wöchentliche Aufnahme dieser vier PFAS in der erwachsenen europäischen Bevölkerung zwischen 3 und 22 Nanogramm (ng) pro Kilogramm Körpergewicht (kg) – also bereits teils deutlich über dem empfohlenen TWI. Besonders bei Säuglingen, Kleinkindern und Jugendlichen kann die Aufnahme, bezogen auf das Körpergewicht, noch erheblich höher ausfallen. [#EFSA]

 

RECHTLICHE GRUNDLAGEN

Grundlage für Verbots- und Beschränkungsmassnahmen von langlebigen organischen Schadstoffen (persistent organic pollutants, POP) ist das Stockholmer Übereinkommen über persistente organische Schadstoffe. In der Schweiz wurde dieses in der der Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung (ChemRRV) umgesetzt und verbietet die Herstellung und den Einsatz u.a. von PFOS, PFOA, PFNA und PFHxS [#ChemRRV].

 

Seit Anfang 2024 gelten für Eier, Fleisch, Fisch, Krebstiere und Muscheln die in der Kontaminantenverordnung (VHK) festgelegte Höchstwerte für die wichtigsten PFAS-Verbindungen (bezogen auf Frischgewicht) [#VHK]. 

Lebensmittel

Höchstgehalt in  µg/kg

 PFOSPFOAPFNAPFHxSSumme der 4 PFAS
Eier10.30.70.31.7
Krabben und krabbenartige Krebstiere (Brachyura und Anomura), Krebstiere, Muscheln30.711.55
Muskelfleisch von Fischen210.50.22

Muskelfleisch folgender Fischarten1:

Bastardmakrele (Trachurus trachurus) Bonito (Sarda- und Orcynopsis-Arten) Europäische Sprotte (Sprattus sprattus) Flunder und Rotzunge (Platichthys flesus und Glyptocephalus cynoglossus) Grosskopfmeeräsche (Mugil cephalus) Hecht (Esox-Arten) Kleine Maräne (Coregonus albula und Coregonus vandesius) Leuchtfisch (Phosichthys argenteus) Meerneunauge (Petromyzon marinus) Ostseehering (Clupea harengus membras) Quappe (Lota lota) Sardine und Pilchard (Sardina-Arten) Schleie (Tinca tinca) Scholle (Pleuronectes- und Lepidopsetta-Arten) Seebarsch (Dicentrarchus-Arten) Seewolf (Anarhichas-Arten) Wels und Pangasius (Silurus- und Pangasius-Arten) Wildlachs und Wildforelle (wildlebende Salmo- und Oncorhynchus-Arten)

712.50.28

Muskelfleisch folgender Fischarten1

Aal (Anguilla-Arten), Barbe (Barbus barbus), Brasse (Abramis-Arten), Felchen (Coregonus-Arten), Flussbarsch (Perca fluviatilis), Rotauge (Rutilus rutilus), Saibling (Salvelinus-Arten), Sardelle (Engraulis-Arten), Stint (Osmerus-Arten), Zander (Sander-Arten)

35881.545

Muskelfleisch folgender Fischarten2:

Aal (Anguilla-Arten), Barbe (Barbus barbus), Bastardmakrele (Trachurus trachurus), Bonito (Sarda- und Orcynopsis-Arten), Brasse (Abramis-Arten), Europäische Sprotte (Sprattus sprattus), Felchen (Coregonus-Arten), Flunder und Rotzunge (Platichthys flesus und Glyptocephalus cynoglossus), Flussbarsch (Perca fluviatilis), Grosskopfmeeräsche (Mugil cephalus), Hecht (Esox-Arten), Kleine Maräne (Coregonus albula und Coregonus vandesius), Leuchtfisch (Phosichthys argenteus), Meerneunauge (Petromyzon marinus), Ostseehering (Clupea harengus membras), Quappe (Lota lota), Rotauge (Rutilus rutilus), Saibling (Salvelinus-Arten), Sardelle (Engraulis-Arten), Sardine und Pilchard (Sardina-Arten), Schleie (Tinca tinca), Scholle (Pleuronectes- und Lepidopsetta-Arten), Seebarsch (Dicentrarchus-Arten), Seewolf (Anarhichas-Arten), Stint (Osmerus-Arten), Wels und Pangasius (Silurus- und Pangasius-Arten), Wildlachs und Wildforelle (wildlebende Salmo- und Oncorhynchus-Arten), Zander (Sander-Arten)

20.20.50.22
Fleisch von Rindern, Schweinen und Geflügel0.30.80.20.21.3
Fleisch von Schafen10.20.20.21.6
Fleisch von Wild53.51.50.69
Schlachterzeugnisse von Rindern, Schafen, Schweinen und Geflügel60.70.40.58
Schlachterzeugnisse von Wild502545350

1 Ausgenommen, sofern sie zur Herstellung von Beikost für Säuglinge und Kleinkinder bestimmt sind.

2 Sofern sie zur Herstellung von Beikost für Säuglinge und Kleinkinder bestimmt sind.

 

Die Höchstgehalte gelten für die Summe aus linearen und verzweigten Stereoisomeren, ungeachtet dessen, ob sie chromatografisch getrennt sind. Für die Summe aus Perfluoroctansulfonsäure (PFOS), Perfluoroctansäure (PFOA), Perfluornonansäure (PFNA) und Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) werden Konzentrationsuntergrenzen auf Basis der Annahme berechnet, dass alle Werte unterhalb der Bestimmungsgrenze bei 0 liegen. Sofern der gesamte Fisch zum Verzehr bestimmt ist, gelten die Höchstgehalte für den gesamten Fisch. Bei Produkten in Konservendosen wird die Analyse für den gesamten Konserveninhalt durchgeführt.

 

Für Trinkwasser gelten derzeit die in der Verordnung des EDI über Trinkwasser sowie Wasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen (TBDV) hinterlegten Höchstwerte:

ParameterHöchstwerte in µg/l
Perfluoroctansulfonat (PFOS)0.3
Perfluorhexansulfonat (PFHxS)0.3
Perfluoroctansäure (PFOA)0.5

Kommentar: Anfang 2026 endet in der EU die in der Richtlinie (EU) 2020/2184 geregelte Übergangsfrist. Anschliessend gilt ein Parameterwert von 0.5 µg/l für die Gesamtheit aller PFAS-Verbindungen ("PFAS gesamt") und 0.1 µg/l für die Summe von 20 perfluorierten Carbon- und Sulfonsäuren (C₄–C₁₃) die für den menschlichen Gebrauch als bedenklich eingestuft sind ("Summe der PFAS"). Im Zuge der Anpassung an die überarbeitete EU-Trinkwasserrichtlinie prüft das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) derzeit diese Grenzwerte. Geplant ist, sie durch einen einheitlichen Höchstwert von 0.1 µg/l für die Summe von 20 definierten PFAS zu ersetzen. Die Einführung dieses neuen Grenzwerts ist in der Schweiz ab 2026 vorgesehen [#BLV].

Quellenverzeichnis

    PFAS – gekommen, um zu bleiben, Umweltbundesamt, Schwerpunkt 1/2020

    Verordnung des EDI über Trinkwasser sowie Wasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen (TBDV), Anhang 2

    Risk to human health related to the presence of perfluoroalkyl substances in food, EFSA CONTAM Panel, September 2020

    Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS), BLV

    Kinetics of 15 per- and polyfluoroalkyl substances (PFAS) after single oral application as a mixture – A pilot investigation in a male volunteer

    Gekommen, um zu bleiben: Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in Lebensmitteln und der Umwelt, BfR, Juni 2023
     

    Verordnung des EDI über die Höchstgehalte für Kontaminanten (Kontaminantenverordnung, VHK), Anhang 8a

    Serum biomonitoring of per- and polyfluoroalkyl substances (PFASs) in the adult population of Switzerland: Results from the pilot phase of the Swiss health study

    Mikroschadstoff-Special: Per- und polyfluorierte Verbindungen (PFAS) in uns und unserer Umwelt, Wasser 3.0

    Verordnung zur Reduktion von Risiken beim Umgang mit bestimmten besonders gefährlichen Stoffen,
    Zubereitungen und Gegenständen

  1. Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) in der Umwelt, oekotoxzentrum (Schweizerisches Zentrum für angewandte Ökotoxikologie), Infoblatt, Juli 2020

  2. PFAS – den Jahrhundertchemikalien auf der Spur, CVUA Stuttgart, Jannik Sprengel und Roland Perz, Website dat. 30.05.2025

  3. Multi-Industry Per- and Polyfluoroalkyl Substances (PFAS) Study, United States Environmental Protection Agency EPA, Preliminary Report 2021, September 2021 – Fig. 1, Page 3-2

    PFAS – was ist das? Bundesamt für Umwelt BAFU, Website

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